Sonntag, 12. Januar 2014

Eine kleine Rezension.

"und wenn alles nichts wird, dann werde ich Rockstar".
Das ist seit ungefähr zehn Jahren mein Plan B.

Plan A war für sehr lange Zeit Musikkritikerin.
Als zukünftige Musikkritikerin habe ich eine Sache gelernt: Das dritte Album einer Band ist immer "schwierig".

(damit das ganze hier journalistisch professionell aussieht, ein paar Verweise zu "schwierigen" dritten Alben:

-   http://www.berliner-zeitung.de/archiv/das-schwierige-
    dritte-album,10810590,10311944.html
-   http://www.musikexpress.de/das-archiv/article249116/coldplay.html
-   http://unterhaltung.de.msn.com/musik/künstler-die-ihre-eigene-musik-
    hassen?page=5 )

Ich habe in Island nun bereits mehrere Alben veröffentlicht.
Konzeptalben mit ungefähr 30 Tracks. Limited Editions, Fanbox mit Plakat und T-Shirt:

1. September / The Beginning 
2. October / My broken toe
3. No! vember / Yeah, I am a Vegan.
4. December / Please, take your Vitamin D! 
    (+ die EP "the Darkness", die unter anderem ein Cover von "Sound of Silence" enthält.)

Mein "schwieriges" Album war das vierte.
Gedanklich bewegt sich das Album irgendwo zwischen Alltag, Heimweh und der Frage: "warum wohnen eigentlich so viele Menschen in meinem Haus?!"
Musikalisch bewegt es sich gar nicht.
Die Grundstimmung ist resigniert bis düster. Textlich knüpfen die neuen Songs an die früheren an, doch entwickeln sie sich zu einem harschen Sarkasmus, der manch alten Fan verschrecken könnte.
Besonders hervorzuheben sind die Songs "New Year's Eve", "Average Hipster" und "Jamie Oliver is my best friend".
"New Year's Eve" beginnt mit einem gigantischen Intro. Die alten Indie-Gitarren werden rausgeholt, um den Hörer von der Dringlichkeit dieses Songs zu überzeugen. Bum Bum Bum. Bass Bass Bass. "Today I dressed up / and even cleaned my room / three months of dust under my bed / I started drinking in the afternoon". Erstaunlicherweise flacht das Lied nach nur wenigen Takten ab. Nein, doch kein Hit! Die wenigen Riffs, die den Song interessant gestalten könnten, sind schrecklich langweilig und einfallslos. "I hate fireworks anyways / and sometimes people, too / today I miss my friends at home / cause we would have danced the night through."  Nein, doch kein Hit.
"Average Hipster" dreht sich um die verzweifelte Suche nach der Szene.  "Yes, I wear the latest shit / I know I got the style / but actually I'm really dumb and don't even tell you hi." Mehr gibt es dazu auch leider nicht zu sagen.
"Jamie Oliver is my best friend" handelt von der Vorstellung mit Jamie Oliver befreundet zu sein, nur um in den Trailern sein Gekochtes essen zu können. Ganz großes Ding! Gute Laune, Pauken und Trompeten! Das ist ein Song den man sich gerne anhört. Sei es mit Freunden auf dem Sofa, noch ein wenig betrunken auf dem Weg aus dem Club oder einfach, wenn man ein wenig zur Ruhe kommen möchte. Ein Höhepunkt des Albums!
Der NME bezeichnet das Album als "isländisch halt". "isländisch halt" ist das, was "Please, take your Vitamin D! " wohl am besten beschreibt.
Es gibt "gut" und "schlecht". Und es gibt "isländisch halt".
"isländisch halt" ist die Art von Musik, die sich zwar von dem Rest Europas absetzt, aber auf Dauer unglaublich langweilig und anstrengend ist, weil es doch immer nur süße Mädchen sind, die traurige Texte vor sich herhauchen. Es ist die Art von Musik, auf deren Konzerte Menschen stehen und manchmal vielleicht ihren kleinen Zeh bewegen. Doch das auch eher selten.

Als zukünftige Musikkritikerin weiß ich eine weitere Sache: Man sollte sich grundsätzlich selbst dar und über Dinge stellen, um dem Leser zu vermitteln, wie viel Ahnung man doch von allem hat.
Es heißt ja nicht umsonst "MusikKRITIKER"!
Also liebe Freunde! Mir geht es bestens... eigentlich. Wenn mir isländische Musik und die Hipster hier nicht so sehr auf die Nerven gehen würden.
Und da ich momentan viel zu oft Jamie Oliver beim Kochen und Weltretten zuschaue, vermisse ich neben meinen Freunden noch etwas: Tomaten.
Ja, ich vermisse Tomaten. Tomaten, die nach Tomaten schmecken.
Für mich sind Tomaten, die nach Tomaten schmecken tatsächlich der triftigste Grund, warum ich mir ein dauerhaftes Leben in Island nie vorstellen könnte. Und deshalb darf ich rummeckern und allen Menschen erzählen, wie viel Ahnung ich doch von allem habe!






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